Kultur - Kunst - Fotografie - Illustration - Design | Luxiders Magazin https://luxiders.com/de/Katregorie/kunst-kultur/ Luxiders is a sustainable luxury magazine highlighting the best stories about sustainable fashion, ethical fashion, eco-friendly design, green design, sustainable travel, natural beauty, organic beauty and healthy lifestyle. Know the best high-end, progressive and luxury sustainable brands and designers worldwide. Mon, 23 Jun 2025 09:34:06 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.1 https://luxiders.com/content/uploads/cropped-favicon-32x32.jpeg Kultur - Kunst - Fotografie - Illustration - Design | Luxiders Magazin https://luxiders.com/de/Katregorie/kunst-kultur/ 32 32 Über Rückzug, Nachhaltigkeit und zur Kunst an sich – Interview mit Jacopo Di Cera https://luxiders.com/de/ueber-rueckzug-nachhaltigkeit-und-zur-kunst-an-sich-interview-mit-jacopo-di-cera/ Mon, 23 Jun 2025 07:18:14 +0000 https://luxiders.com/?p=55831 Der Beitrag Über Rückzug, Nachhaltigkeit und zur Kunst an sich – Interview mit Jacopo Di Cera erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Ein Gespräch mit dem renommierten italienischen Künstler Jacopo Di Cera. Von seiner umweltfokussierten Kunstinstallation „Retreat“ über weitere bedeutende Werke bis hin zu tiefgründigen Gedanken zur Verbindung von Kunst und Nachhaltigkeit – dieses Interview lädt Leser:innen ein, in den brillanten Geist von Jacopo einzutauchen. Dabei geht es nicht nur um den Künstler selbst, sondern auch um die Werke, die ihn umgeben und die das Beste aus dem Spannungsfeld von Kreativität und Nachhaltigkeit herausholen. Lies weiter und lerne Jacopo Di Cera kennen.

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L – Luxiders Magazine
JDC – Jacopo Di Cera

 

L: Ihre Werke „Fino alla fine del Mare“ und „Il rumore dell’assenza“ rufen kraftvolle Spuren von Fotomaterialismus, Emotion, Bruch und Erinnerung hervor. Erzählen Sie uns mehr über diese Arbeiten – und welche weiteren Themen kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an diese Werke denken?

JDC: „Fino alla fine del Mare“ ist eine Arbeit, die aus der Dringlichkeit der Migration heraus entstanden ist. Sie besteht aus Nahaufnahmen von Flüchtlingsbooten, die an den Stränden von Lampedusa zurückgelassen wurden – Objekte, die Leben, Ängste und Hoffnungen getragen haben.
Durch die Sprache des Fotomaterialismus integriere ich Fragmente realer Materialien – Salz, Rost, Holz – und verwandle dokumentarische Spuren in abstrakte Kompositionen. So wird Materie zum Zeugnis, und Abstraktion zur Erinnerung. „Il rumore dell’assenza“ spricht von einer anderen Art von Trauma: dem verheerenden Erdbeben in Amatrice. Die Werke sind zerbrechlich, gebrochen, bewusst unvollständig – jedes Stück ein Echo dessen, was verloren ging, und dessen, was in der Stille bleibt.
Beide Projekte erkunden Themen wie Bruch, Überleben und die unsichtbaren Spuren menschlicher Präsenz.

Fino alla fine del Mare by Jacopo Di Cera.
Il rumore dell’Assenza by Jacopo Di Cera.

L: Dein umweltfokussiertes Kunstwerk „Retreat“, das auf der Art Dubai 2025 präsentiert wurde, entstand in Zusammenarbeit mit CIFRA, Tim Maiwald von So Much (Trash) Studio sowie The Astronut (Massimiliano Ionta). Wie kam dir die Idee und der Name für dieses Projekt, und welche Themen waren für dich beim Entstehungsprozess besonders zentral?

JDC: „Retreat“ wurde als vertikale Elegie für eine verschwindende Welt konzipiert. Die Idee entstand während meiner Recherchen zum Brenva-Gletscher – wie sich sein physisches Zurückweichen mit unserem eigenen emotionalen Rückzug von der Natur spiegelt. Der Name spiegelt sowohl einen geografischen als auch einen psychologischen Rückzug wider.
Das ist ein Notfall. Die Zahlen zeigen, wie schnell dieser Trend voranschreitet. Aber die Menschen wollen es nicht sehen. Der einzige Weg, „Bewusstsein“ zu schaffen, ist über Emotion. Ein Schlag in den Magen. Das ist Retreat.

 

L: Das Werk „Retreat“ ist nicht nur ein Kunstprojekt mit null Umweltbelastung – es wird auf 40 vollständig nachhaltigen, upgecycelten Monitoren präsentiert –, sondern auch eine digitale, unendliche Videoschleife über das tragische Verschwinden, den „Rückzug“, eines der bedeutendsten Gletscher der Welt: des Brenva-Gletschers am Mont Blanc. Bitte beschreiben Sie uns die Erzählung und Motivation hinter dem Projekt.

JDC: Die Erzählung entfaltet sich vertikal – wie ein Gletscher selbst. 40 Monitore, gestapelt und ausgerichtet wie Eisschichten, zeigen den langsamen Kollaps des Brenva-Gletschers – eine visuelle Symphonie, in der sich Eis unaufhörlich in Wasser verwandelt. Die Installation wird zur Metapher: Jeder verkaufte Monitor entfernt ein Segment – so wie jedes Jahr ein Stück des Gletschers dahinschmilzt. Meine Motivation war es, wissenschaftliche Daten in eine emotionale Sprache zu übersetzen, um den Verlust spürbar zu machen – nicht nur begreifbar. Es ist eine Elegie in Pixeln.

L: „Retreat“ vereint Themen wie Nachhaltigkeitsbewusstsein, tragischen Rückgang des Brenva-Gletschers und ein Gefühl von Nostalgie. Ist Nostalgie ein wiederkehrendes Thema in Ihren Arbeiten?

JDC: Ja und nein. Nostalgie ist manchmal wie ein Filter, durch den ich die Welt betrachte. Aber nicht im romantischen Sinne. Es ist die Nostalgie dessen, was verschwindet – während wir zusehen. Eine Nostalgie für die Zukunft, die wir verlieren. „Retreat“ erzeugt genau diese Emotion. In anderen meiner gesellschaftlichen Arbeiten liegt der Fokus anders: In „Sospesi“, in meinen zenitalen Fotografien vom Atem des Sommers und Winters, steckt über ein Jahrzehnt an Arbeit – und die älteren Aufnahmen erzeugen ein anderes Gefühl als die neueren. Aber ich denke, das ist eine natürliche Entwicklung dessen, was ein historisches Foto im Vergleich zu einem zeitgenössischen auslöst.

Retreat by Jacopo Di Cera x CIFRA. Art Dubai 2025.
Retreat by Jacopo Di Cera x CIFRA. Art Dubai 2025.

L: Wenn du Kunst schaffst, die ein tiefes Bewusstsein für Nachhaltigkeit erzeugt – kommt die Inspiration dafür schon vor dem kreativen Prozess, währenddessen oder erst danach?

JDC: Nachhaltigkeit ist ein so aktuelles und starkes Thema, dass es uns in jedem Moment und in jeder Jahreszeit umgibt. Mehr und mehr. „Retreat“ entstand, als ich für eine kommerzielle Arbeit auf dem Mont Blanc war. Während ich mit meinen Drohnen flog, sah ich von oben die Auswirkungen des Rückzugs – und meine Augen blieben stehen. Mein Geist war zutiefst beeindruckt. Ich begann das Bedürfnis zu spüren, etwas zu tun, etwas zu sagen.

 

L: Wenn Sie der Welt eine Weisheit mit auf den Weg geben könnten, wenn es um den Umgang mit unserer Umwelt geht – wie würde sie lauten?

JDC: Warte nicht, bis etwas verschwunden ist, um zu erkennen, dass es heilig war. Lerne, das Unsichtbare zu sehen, bevor es nicht mehr da ist.

L: Neben der Nachhaltigkeit als zentrales, inspirierendes Element Ihrer Kunst – gibt es auch andere Kunstformen (wie Film oder Literatur), die Sie dazu motivieren, nachhaltige Werke zu schaffen?

JDC: Absolut. Literatur wie Italo Calvinos Unsichtbare Städte erinnert mich an die Zerbrechlichkeit von Welten – realen wie imaginären. Filme wie Leviathan oder Anthropocene bieten sinnliche Erfahrungen ökologischer Spannungen. Doch das Inspirierendste ist die Realität selbst.

Fake Heaven from Sospesi Series by Jacopo Di Cera, Rosignano Solvay, 2017.

L: „Retreat“ ist eines Ihrer neuesten und zweifellos außergewöhnlichsten Werke. Welche zukünftigen Ideen möchten Sie als Nächstes zum Leben erwecken?

JDC: Mit „Retreat“ hatte ich das Gefühl, eine Tür geöffnet zu haben – eine Sprache, bestehend aus vertikalen Video-Loops, upgecycelter Technologie und Klanglandschaften, die ökologische Daten in Emotionen verwandeln. Nun möchte ich diese Sprache weiterentwickeln. Ich arbeite daran, „Retreat“ zu einem größeren Werkkomplex auszubauen, der sich mit weiteren großen Umweltkrisen auseinandersetzt, die durch den Klimawandel verursacht werden: Dürre, Überschwemmungen, Waldbrände.
All diese Phänomene hinterlassen Spuren – sichtbare und unsichtbare – und ich möchte sie in neuen Medieninstallationen übersetzen, die derselben visuellen und auditiven Grammatik folgen.

Mein Ziel ist es, eine Konstellation von Werken zu schaffen, die unsere gemeinsame ökologische Angst thematisieren – Kunst als Medium des Zeugnisgebens, der Übersetzung und der Erinnerung. Dasselbe immersive, sinnliche Format – in dem das Verschwinden Gestalt annimmt – kann zum Träger neuer Erzählungen über Zerbrechlichkeit, Dringlichkeit und Fürsorge werden.

 

L: Welches Wort kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie ein Kunstwerk erschaffen, das die Welten von Kunst und Natur miteinander verbindet?

JDC: Wechselseitigkeit.

 

L: Wenn Sie der Welt noch einen Satz der Weisheit zum Thema Umweltschutz mitgeben könnten – welcher wäre das?

JDC: Schützen Sie, was wir nicht neu erschaffen können. Nicht nur für uns, sondern für alle kommenden Generationen.

Artist Jacopo Di Cera.

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Luxiders Magazine Printausgabe 13 | Über Verlust, Erinnerung und die Notwendigkeit des Wandels https://luxiders.com/de/luxiders-magazine-printausgabe-13-ueber-verlust-erinnerung-und-die-notwendigkeit-des-wandels/ Tue, 10 Jun 2025 11:15:50 +0000 https://luxiders.com/?p=55488 Der Beitrag Luxiders Magazine Printausgabe 13 | Über Verlust, Erinnerung und die Notwendigkeit des Wandels erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Luxiders Magazine Printausgabe 13 ist da — eine Hommage an die Verbindung von Kunst und Nachhaltigkeit in einer neuen Ära des bewussten Schaffens. Von posthumanen Modetrends bis zur Neuerfindung zeitloser Schönheit erzählt diese Ausgabe kraftvolle Geschichten des Wandels. Entdecke, wie Lebensmittelreste eine nachhaltige Gastronomie inspirieren und wie Eco-Luxus-Modemarken Eleganz neu definieren.

Tauche ein in die visionären Welten von Künstler*innen wie Raphaël Barontini, Raquel Buj und Diana Orving, die Erinnerung, Bewegung und Design mit beeindruckenden neuen Erzählungen gestalten. Lass dich entführen in ein modernes Märchen — eine Reise durch das Macizo Colombiano, wo die Stimmen der Ahnen voller Hoffnung und Widerstandskraft widerhallen.

Diese Ausgabe ist eine Einladung zu einer Verbindung — mit der Erde, mit der Schönheit und mit dem Herzschlag einer nachhaltigen Zukunft.

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On Loss, Memory, And The Need For Change.

Ironischerweise fiel mir kürzlich ein fast vergessenes Buch in meinem Regal wieder in die Hände: Verzeichnis einiger Verluste von Judith Schalansky. In diesem bemerkenswerten Werk schreibt sie über Dinge, die verschwunden sind — Inseln, Kunstwerke, Sprachen, Arten. Doch es geht nicht nur um das, was verloren ging, sondern auch darum, wie wir erinnern, was wir zu bewahren wählen und was wir vielleicht neu erfinden müssen. Diese Fragen erscheinen heute relevanter denn je.

Wir leben in einer Zeit des Rückzugs — nicht nur ins Private, sondern auch in politische und kulturelle Rückwärtsgewandtheit, reaktionäre Tendenzen und verschleierten Konservatismus. Nachhaltigkeit, die bis vor Kurzem noch ein zentrales Leitprinzip war, wird zunehmend infrage gestellt: Klimaziele werden verschoben, Lieferkettengesetze abgeschwächt, Berichtspflichten gelockert. Die großen Systeme — Politik, Wirtschaft und Gesellschaft — wirken erschöpft angesichts wachsender Komplexität. Gleichzeitig ist der Verlust real: Arten verschwinden, Ökosysteme kollabieren, Ressourcen erschöpfen sich. Und mit ihnen schwindet ein Teil unserer Zukunft. Nachhaltigkeit heute zu relativieren, bedeutet ein gefährliches Vergessen zu praktizieren — was wir heute aufgeben, könnte morgen unwiederbringlich verloren sein.

Diese Veränderungen sind oft schwer fassbar — langsame, stille Prozesse, die sich ins Unsichtbare zurückziehen. Wir neigen dazu, Realität über Unmittelbarkeit zu definieren: Was wir nicht sehen, hören oder fühlen können, erscheint uns weniger real. Doch gerade diese Unfassbarkeit macht das Unsichtbare so gefährlich. Der Philosoph Timothy Morton nennt solche Phänomene Hyperobjekte — so groß in Zeit und Raum, dass sie unser Vorstellungsvermögen überfordern. „Sie sind real“, schreibt er, „aber wir können sie nicht sehen. Sie sind hier, aber sie sind nicht zu berühren.“ Die Klimakrise entfaltet sich leise — das Vergessen ebenso.

Erinnerung ist daher eine notwendige Bedingung für sinnvolle Bewahrung. Doch Erinnerung allein genügt nicht — es braucht kulturelle Gestaltung. Mutig, radikal, zukunftsgewandt. In dieser Ausgabe von Luxiders erkunden wir das kulturelle Handeln des Bewahrens, Verwandelns und Erneuerns — als Akt des Widerstands gegen das Vergessen.

 

Willkommen zum Luxiders Magazine 13
Ein lebendiges Archiv einer Welt im Wandel,
eine offene Einladung, die Zukunft mitzugestalten.

 

Jens Wittwer
Co-Founder
Luxiders Magazine

Best Print Magazine on Sustainable Luxury Luxiders Magazine N. 13
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In der Printausgabe 13 des Luxiders Magazine verschmelzen Kunst und Nachhaltigkeit zu einer Symphonie bewussten Schaffens. Wir begeben uns auf eine Reise durch eine posthumane Farbpalette imaginierter Trends, tauchen ein in Modegeschichten, die die fragile Pracht der Menschlichkeit enthüllen, und erkunden die wandelnde Sprache der Ästhetik — geformt von Zeit, Natur und Veränderung. Inmitten dieser Erzählungen von Neuerfindung entdecken wir das Wesen zeitloser Schönheit und erleben, wie Lebensmittelabfälle in köstliche Gesten nachhaltiger Gastronomie verwandelt werden.

Stimmen aus der Kunstwelt erheben sich — mutig und frei. Raphaël Barontini beschwört eine karnevaleske Erinnerungslandschaft, während Raquel Buj Design durch visionäre Zielsetzung neu definiert. Diana Orving formt Bewegung aus Stoff und verleiht dem immateriellen Tanz von Gedanke und Textil eine Gestalt. In unseren Modestrecken Back to Elegance, Brise und Anthropocene zeigen sich eco-luxuriöse Marken, die die Zukunft der Raffinesse prägen.

Wie in einem modernen Märchen führt uns eine Reise ins Herz des Macizo Colombiano, wo die Stimmen der Ahnen durch den Wind flüstern und Hoffnung von jenen gesät wird, die in ihrer Widerstandskraft verwurzelt bleiben.

Diese Ausgabe ist mehr als eine Sammlung von Geschichten — sie ist eine Einladung, sich mit den Rhythmen der Erde zu verbinden und eine Welt mitzugestalten, in der Nachhaltigkeit zur reinsten Form der Schönheit wird.

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Die visuelle Dimension der Kunst erweitern | Interview mit Seldon Yuan https://luxiders.com/de/die-visuelle-dimension-der-kunst-erweitern-interview-mit-seldon-yuan/ Sat, 07 Jun 2025 15:23:21 +0000 http://luxiders.com.w01cc729.kasserver.com/?p=28028 Der Beitrag Die visuelle Dimension der Kunst erweitern | Interview mit Seldon Yuan erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Wir begeben uns auf eine Reise in die Tiefen der Welt des innovativen Dichters und visuellen Künstlers Seldon Yuan.

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Mit seinem Spiel mit den Sphären der Kunst trifft der Künstler Seldon Yuan genau ins Schwarze. Ausgehend von seiner persönlichen Geschichte hat Yuan seine Kunst darauf ausgerichtet, Räume für künstlerischen Ausdruck zu erweitern. Dabei verbindet er Elemente des Absurden und Surrealen mit einem einzigartigen Umgang mit Sprache, die er in eindrucksvoller Weise in visuelle Ebenen übersetzt. Der in New York ansässige Künstler wurde an renommierten Kunsthochschulen wie der Carnegie Mellon University, dem Hunter College und den Beaux-Arts de Paris ausgebildet. Mit einem äußerst vielseitigen Portfolio – von Poesie über Möbel bis hin zu Performances – verkörpert er das inspirierende Beispiel eines facettenreichen Künstlers. Als Luxiders Magazine wollten wir Seldons anregende Perspektive und seine Erfahrungen mit der Kunst im Detail beleuchten und haben ein aufrüttelndes Interview mit diesem bemerkenswerten Künstler geführt.

Luxiders Magazine (L)
Seldon Yuan (SY)

L: Sie bezeichnen Ihre Kunst als eine Angelegenheit persönlicher Geschichte. Welche Geschichte in Ihrem Leben hat dazu geführt, dass Sie Ihre Erfahrungen in hybride Werke verwandelt haben, in denen Sie Worte mit visuellen Elementen verbinden?

SY: Als ich jung war, hatte ich zwei getrennte Ausdrucksformen: Schreiben und bildende Kunst. Vieles meiner Arbeit bezieht sich auf persönliche Erlebnisse, die dann entweder in Text oder in visuelle Kunst übersetzt werden. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass das geschriebene Wort auf Papier nicht ausreichte, um das auszudrücken und zu erforschen, was ich inhaltlich und formal sagen wollte. Ich wollte mehr Komplexität und Bedeutung erzeugen. Schließlich fand ich einen einzigartigen Weg, Text und Bild so zu verbinden, dass es keine bloße Illustration war – beide Teile trugen zu etwas Neuem bei und erweiterten die Bedeutung über das hinaus, was jeder Teil für sich hätte leisten können. Ich hatte das Gefühl, dass es visuell neue Räume für Text gab, die bisher noch niemand erschlossen hatte, besonders im Hinblick darauf, wie wir lesen und wie die Art des Lesens mit dem Inhalt zusammenhängt. Gleichzeitig ging es mir auch darum, eine persönliche Erfahrung zu schaffen, die nicht einfach durch ein Bild oder reinen Text ersetzt werden kann.

L: Beim Entstehen Ihres ganz eigenen Stils – gab es Vorbilder oder Einflüsse, die für Ihre Entwicklung wichtig waren?

SY: Ich hatte viele Einflüsse aus Kunst, Musik und Literatur, die mich in meiner Jugend geprägt haben – viele davon sind für mich heute nicht mehr so bedeutend, aber sie haben zu dem beigetragen, was ich heute bin. Ich habe irgendwann erkannt, dass mich die Werke, die mich wirklich berührten, weniger allein fühlen ließen – zum Beispiel „Der Fänger im Roggen“ von J.D. Salinger, Bücher von Charles Bukowski, „Kind of Blue“ von Miles Davis, Gemälde von Francis Bacon, Kunst von Tom Friedman oder auch das Skateboarden. Rückblickend war das wohl genau das, was ich – damals unbewusst, heute bewusst – selbst mit meiner Kunst erreichen wollte. Letztlich habe ich verstanden, dass ich meinen eigenen Stil, meine eigene Stimme und meine eigenen Ideen finden muss. Und dass das nicht nur in Ordnung, sondern absolut notwendig ist.

L: Beim Betrachten Ihrer Arbeiten wirken die Worte sehr intim und aufrichtig. Lassen Sie die Poesie in ihrer Ursprünglichkeit stehen, wenn Sie sie mit visuellen Elementen verbinden, oder überarbeiten Sie sie, um sie dem Konzept anzupassen?

SY: Die Poesie oder die Formulierungen entstehen immer zuerst. Sie sind meist der Auslöser für das Werk. Oft schreibe ich frei oder führe ein Tagebuch, entweder per Hand oder am Computer, um etwas Interessantes zu erzeugen. Danach überlege ich, wie sich das in einen visuellen Kontext überführen lässt, der keine bloße Illustration ist. Wie können das Visuelle und die Worte jeweils etwas Eigenes beitragen und gemeinsam etwas ausdrücken, das keiner der beiden Teile für sich allein schaffen könnte?

L: Auch wenn Sie Ihre Kunst als „persönlich“ definieren, trägt sie für uns eine soziale Relevanz. Welche gesellschaftlichen Botschaften vermitteln Sie durch Ihre Werke?

SY: In meinen neueren Zeichnungen beschäftige ich mich mit Themen wie Emotionen, Tod, existenziellen Fragen, Zeit, Buddhismus und Nihilismus – oft mit einem dunklen Sinn für Humor. Für mich geht es häufig darum, ein gewisses Maß an Frieden und Verständnis für die Kürze, die Herausforderungen und die Absurdität des Lebens zu finden.

"Not Enough Time" by Seldon Yuan
„Not Enough Time“ by Seldon Yuan
"This is success" by Seldon Yuan
„This is success“ by Seldon Yuan

L: Beim Betrachten Ihrer visuellen Poesie stoße ich auf das Werk mit der Aufschrift „This is success.“ auf gelbem Papier. In derselben Serie erwähnten Sie auch das Thema „Perfektion“. Wie definieren Sie als Künstler Erfolg und Perfektion in der Kunst? Leiten Sie dies aus den Reaktionen des Publikums ab oder aus der inneren Zufriedenheit während des Schaffensprozesses?

SY: Meine Einstellung hat sich im Laufe der Jahre verändert. Früher war mir das alles nicht so wichtig – ich konzentrierte mich mehr darauf, innovativ zu sein, und legte mehr Wert auf formale Aspekte. Heute freue ich mich, wenn die Leute lachen, denn ich weiß, dass das eine ehrlichere Reaktion auf die Arbeit ist als „Das ist schön“, „Das gefällt mir“ oder „Ich mag es sehr“.

Was den Erfolg betrifft: Erfolg bedeutet für mich heute einfach, die Fähigkeit und Zeit zu haben, weiterhin etwas zu schaffen, das mich interessiert – und sonst nichts. Der Akt des Schaffens selbst ist die Belohnung. Allerdings wäre es natürlich auch schön, wenn die Arbeit mehr finanziellen Erfolg bringen würde!

Was „Perfektion“ angeht, versuche ich inzwischen, das Unperfekte mehr zuzulassen und mehr Menschlichkeit in der Arbeit sichtbar zu machen. Beim Werk „everything is perfect“ gibt es mehrere mögliche Interpretationen. Eine wäre: Je öfter man es sagt, desto weniger glaubwürdig klingt es. Eine andere: Es ist so chaotisch und unperfekt, dass genau das es perfekt macht. Oder auch: Es ist eine Unwahrheit, weil es so schlampig dargestellt wurde. Die Interpretation überlasse ich Ihnen.

L: Lassen Sie uns über einige Botschaften sprechen, die uns besonders angesprochen haben. Was genau möchten Sie mit diesen Aussagen ausdrücken?

"I am the ocean" by Seldon Yuan
„I am the ocean“ by Seldon Yuan
"There Is No End To Hunger" by Seldon Yuan
„There Is No End To Hunger“ by Seldon Yuan

L: „I am the ocean“

SY: Für mich wirkte die Zeichnung anfangs lustig: ein Glas Wasser mit einem verrückten Kinderstrohhalm, auf dem steht: „I am the ocean.“ Das Glas Wasser hält sich für einen riesigen, nahezu grenzenlosen, tiefen und kraftvollen Ozean. Ich spiele mit der Idee, dass wir größer sein könnten oder sein wollen, als wir tatsächlich sind. Ob das berechtigt oder einfach nur eine Illusion ist, bleibt der Interpretation überlassen.

L: „Not enough time“

SY: Diese Zeichnung zeigt ein analoges Ziffernblatt, aus dem ein Stück herausgeschnitten wurde, mit der Aufschrift „not enough time“. Für mich bezieht sie sich auf den Mangel an Zeit in meinem Leben und darauf, wo diese Zeit bleibt. Sie erinnert mich an die alte Videospielfigur Pac-Man, die alle Punkte fressen muss — aber hier gibt es eine Anspielung darauf, Zeit zu verschlingen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob Zeitabschnitte, die buchstäblich fehlen, überhaupt noch zählen, wenn dort keine Zahlen mehr stehen.

L: „There is no end to hunger“

SY: Diesen Satz habe ich schon vor langer Zeit für ein Gedicht geschrieben, aber irgendwie fand ich es witzig, ihn mit einer Reihe von Schlangen zu kombinieren, die sich gegenseitig fressen. Offensichtlich geht es darum, dass wir, solange wir leben, irgendwann immer wieder hungrig sein werden. Wann wird eine dieser Schlangen jemals satt, wenn in jeder eine andere steckt? Werden sie jemals aufhören, die vor ihnen liegende zu fressen? Hören sie auf zu fressen, während sie selbst gefressen werden? Macht es überhaupt Sinn zu essen, wenn man gerade selbst gegessen wird?

"I Need Your Touch" by Seldon Yuan
„I Need Your Touch“ by Seldon Yuan
"For Never Winning an Award" by Seldon Yuan
„For Never Winning an Award“ by Seldon Yuan

L: „I need your touch“

SY: Ich verwende oft Pflanzen und andere Dinge aus der natürlichen Welt als Stellvertreter für Menschen und Emotionen. Offensichtlich ist es ironisch, dass ein Kaktus mit scharfen Stacheln sagt: „Ich möchte deine Berührung.“ Aber ist diese Bitte ein Trick? Ist sie aufrichtig? Oder handelt es sich um ein unbewusstes selbstsabotierendes Verhalten?

L: „For never winning an award“

SY: Ich fand es lustig, eine Auszeichnung für jemanden zu entwerfen, der noch nie eine Auszeichnung gewonnen hat — natürlich liegt diese Auszeichnung dann auch umgekippt auf der Seite.

 

 

Hier ist dein Text in sauberem HTML und auf Deutsch übersetzt:

L: Haben Sie zukünftige Projekte in Planung, und worauf werden Sie sich dabei thematisch und inhaltlich konzentrieren?
SY: Ja. Ich habe mehrere abgeschlossene Buchprojekte, für die ich derzeit nach Verlagen suche: einen Roman, ein illustriertes Kinderbuch (oder vielleicht ist es eher für Erwachsene?), ein Gedichtband und ein Kartenbuch über die Urbanisierung von New York City – sowie weitere Buchprojekte in verschiedenen Entwicklungsstadien. Gleichzeitig arbeite ich weiter an meiner Kunst. Außerdem bin ich dabei, ein Buch mit meinen Zeichnungen zusammenzustellen. Ich habe auch ein Taschen- und Rucksacklabel namens SSCY, für das ich gerade neue Produkte entwickle. Ich versuche ständig, so viele Ideen wie möglich umzusetzen.

 

 

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+ Interview:

Tolga Rahmalaroglu
Luxiders Magazine Contributor

 

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Verschmelzung des künstlerischen Flusses | Interview mit James Gilbert https://luxiders.com/de/verschmelzung-des-kuenstlerischen-flusses-interview-mit-james-gilbert/ Sat, 07 Jun 2025 13:37:00 +0000 http://luxiders.com.w01cc729.kasserver.com/?p=26089 Der Beitrag Verschmelzung des künstlerischen Flusses | Interview mit James Gilbert erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Von Skulptur bis Performancekunst – der in Los Angeles ansässige Künstler James Gilbert erschafft mit seiner Kunst eine faszinierend einzigartige Welt. Wir haben Gilbert nach seinen Erfahrungen vor und nach dem Schaffensprozess sowie nach seinen Inspirationsquellen gefragt.

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Der in Los Angeles lebende, vielseitige Künstler James Gilbert zählt wohl zu den eindrucksvollsten transformativen Talenten der Kunstwelt: Was ihn inspiriert, ist ein Verschmelzen von „allem“ – ein künstlerischer Schmelztiegel, der in seinem Werk eine tiefere Bedeutung findet. Das Verschmelzen von Momenten wird unter Gilberts Händen zu etwas Faszinierendem, denn er interpretiert Materialien auf eine Weise, die seinem sinnlichen, naturverbundenen und bedeutungsvollen Schaffensprozess entspricht.

Doch was James Gilbert präsentiert, geht über einen künstlerischen Fluss hinaus – es sind Meilensteine, Zeitzeugnisse und Kommentare zu den Herausforderungen und Umbrüchen unserer Zeit. „Für mich ist Kunst nur dann kraftvoll in ihrer Fähigkeit, das kollektive Bewusstsein zu formen, wenn wir aktiv beteiligt sind, aufmerksam bleiben und bereit sind, tief zu denken und dementsprechend zu handeln“, erklärt der Künstler auf die Frage nach seiner Wahrnehmung von Kunst.

Hier ist ein fesselndes Interview mit James Gilbert über seine Kunst und ihren gesellschaftlichen Stellenwert.

L – Luxiders Magazine

PD – James Gilbert

L: Ihre Arbeiten werden oft als transzendent beschrieben und schaffen eine Verbindung zwischen dem Sichtbaren und dem Unfassbaren. Könnten Sie uns erläutern, woher Sie Ihre Inspiration schöpfen?

JG: Ich hinterfrage nicht, was mich interessiert. Ich möchte möglichst viele scheinbar unvereinbare Ideen miteinander kombinieren, um sie in meiner künstlerischen Praxis als Gesprächsanlass zu nutzen. So gehe ich durch meinen Alltag – ich sammle so viele Informationen wie möglich und richte mein Denken und Handeln danach aus. Ich glaube, meine Arbeiten müssen genauso funktionieren – als Momente und Hinweise, die ein Gespräch verdienen. Wenn ich eine Idee zu schnell durchdringe, interessiert sie mich nicht genug, um sie umzusetzen. Gedanken, die länger in mir nachhallen und eine tiefere Auseinandersetzung erfordern – das sind jene, denen ich mich visuell widme.

L: Wie sind Sie zur Kunst gekommen? Erinnern Sie sich an einen bestimmten Moment, der Ihnen klargemacht hat, dass dies Ihr Weg sein wird?

JG: Ich kannte das Wort „Künstler“ oder dessen Bedeutung zunächst nicht. Ich erinnere mich nur deutlich daran, dass ich Dinge erschaffen wollte – Objekte bauen, Umgebungen gestalten, Musik machen, Geschichten erzählen. Als ich an die Universität kam, erkannte ich, dass ich Arbeiten über Themen machen konnte, die mir wichtig sind – Ideen und Philosophien miteinander kombinieren, die ich diskutieren und erforschen wollte. Das war der spannende Moment. Ich hörte auf, meine Notizbücher in Skizzen und Konzepte zu unterteilen. Als ich alles zusammenführte, entstand eine dynamische Wechselwirkung von Themen.

L: Als vielseitiger Künstler, der von Skulpturen über Performances bis hin zu Installationen und Videos arbeitet – was hat Sie dazu bewegt, verschiedene Disziplinen auszuprobieren?

JG: Ich mag Momente. Die Momente, die Ideen, Handlungen und das Verhalten von Menschen und Gemeinschaften formen. Ich spreche nicht nur von großen Lebensereignissen – auch kleine, flüchtige Interaktionen können bedeutungsvoll sein. Trauer, Freude, Lachen, Schmerz – nichts ist tabu. Wenn es sich lohnt, darüber nachzudenken oder zu sprechen, ist es für meine Arbeit relevant. Mein Studium der Musik und Literatur sowie die Arbeit im Theater und Film haben mir gezeigt, wie wichtig greifbare Ergebnisse sind, die auf Geschichte, Wissenschaft und der Beobachtung menschlicher Natur beruhen. Die Werke müssen inhaltlich verankert sein.

L: In Ihrer Arbeit scheint die Materialwahl eine zentrale Rolle zu spielen. Sie bevorzugen rohe Materialien wegen ihrer metaphorischen Bedeutung. Können Sie uns mehr über Ihre Sicht auf das Verhältnis zwischen Werk und Material erzählen?

JG: Ich betrachte Rohmaterialien im gleichen Sinne, wie man auch das Werk selbst beschreiben würde. Deshalb ist es mir wichtig, flexibel mit Materialien umzugehen – ich würde keines ausschließen, wenn es der Idee dient. Die Idee ist immer das Wichtigste. Rohes Holz zum Beispiel hat Makel und Geschichte. Wenn ich eine Holzskulptur über Herkunft oder Tradition fertige, sind die Worte, die ich benutze, passend – wer von uns ist frei von Fehlern oder Geschichte? Wenn ich weiche Skulpturen aus Plastik nähe, passen Begriffe wie künstlich oder massenproduziert. Beim Färben und Nähen von Textilien liegt die Bedeutung im körperlichen Arbeitsprozess. Baue ich eine Stampflehmwand – eine der ältesten Bautechniken – soll der Betrachter den Sinn des Materials hinterfragen. Wäre dieselbe Wand aus Stein oder Schokoriegeln gefertigt, hätte sie eine völlig andere Bedeutung.

L: Ihre Kunst greift Themen wie Rassismus, historische Konflikte und politische Spaltung auf. Welche Rolle hat Kunst Ihrer Meinung nach bei der Bildung des individuellen und kollektiven Bewusstseins?

JG: Zunächst hoffe ich mutig, dass sich das Publikum engagieren möchte. Wir leben in einer Zeit, in der „zu lang zum Lesen“ wichtiger ist als ein fertiger Roman. Ich schätze Recherche und sehe es als meine Verantwortung, mit meinen Arbeiten die richtigen Fragen zu stellen, ohne meine Handschrift zu offensichtlich zu machen. Kulturerbe, Artefakte und Kunst existieren, weil wir unsere Zeit besser verstehen und künftigen Generationen etwas mitgeben wollen. Das erfordert eine verlässliche historische Interpretation. Doch auch Interpretation birgt Risiken. Kunst hat für mich nur dann eine prägende Kraft für das kollektive Bewusstsein, wenn wir aktiv, aufmerksam und bereit sind, tief zu denken – und danach zu handeln.

L: In dieser unruhigen Zeit – finden Sie, dass Künstler eine Verantwortung haben, gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen?

JG: Ja, aber ich glaube auch, dass niemand eine Meinung aufgezwungen bekommen möchte. Ich nutze eine Art „visuelle Verteidigungsstrategie“ – das bedeutet: Ich nehme mir schwierige Themen vor, präsentiere sie aber mit einer sanften Einstiegsebene durch Farben, Formen und Humor. Sehen Sie sich meine Titel an – ich investiere Zeit in sie, um eine ausgewogene Perspektive zu vermitteln.

L: „Die Trauer zu ehren“ und sie mit Humor zu interpretieren ist ein ganz eigener Blick auf die Welt. Ihre Werke haben auch einen sehr charakteristischen Stil. Wie hat sich dieser Stil entwickelt? Gab es Einflüsse oder Vorbilder?

JG: Eine schöne Frage, weil sie schwer zu beantworten ist. Wahrnehmung ist alles. Ich bewundere Künstler, die nachdenklich und zugleich spielerisch oder respektvoll vorgehen. Die Trauer mit Humor zu würdigen – das verstehe ich wie ein Gespräch mit einer fremden Person: Ich würde nicht mit harten Fakten oder abschließenden Aussagen beginnen, das wäre abschreckend. Ich beginne lieber mit einer Anekdote, die sich zu einem Dialog entwickelt. Für mich stammen Trauer und Humor aus derselben Quelle – beides sind emotionale Reaktionen. Ihre Deutung hängt von der Person und deren Lebensentwurf ab. Stil ist, wie man sich durch die Welt bewegt. Ich erlaube meinen Werken, voller Widersprüche zu sein. Sie sind präzise und doch bewusst unperfekt. Sie sind komplex, ernst – und effizient.

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For the First Time I Really Saw Beyond the Appearances, 2017
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A Mystery, Fetish, Neurosis and Fragmentation of Ourselves, 2017
art, james gilbert, artist interview, luxiders magazine, sculpture, performance art, visual art
Kneel, 2020, wood, stain, metal, pigment, wax, 20 x 22 x 22 inches

L: Könnten Sie uns bitte etwas über einige Ihrer Werke erzählen, die wir besonders schätzen? Was war die Inspiration, welche Botschaft wollten Sie vermitteln, wie verlief der Schaffensprozess – und wie würden Sie die Werke heute im zeitgenössischen Kontext bewerten?

L: For the First Time I Really Saw Beyond the Appearances, 2017

JG: Nachdem ich eine Reihe großer Installationen über die bewusste Zerstörung kulturellen Erbes und symbolisch bedeutender Architektur geschaffen hatte, wollte ich das Thema auf kleinere Objekte übertragen. Es gibt eine archäologische Tradition von Objekten, die Fruchtbarkeit, Fetische, symbolische Rituale oder Unterhaltung darstellen – sie alle trugen Bedeutung für den Hersteller und die jeweilige Gemeinschaft. Durch kulturelle Zerstörung kann dieses Erbe verloren gehen – und damit auch individuelle Identität. Ich fertige fiktive Objekte, die ähnlich wie verlorene Artefakte funktionieren könnten. Sie widersetzen sich klarer Nutzung oder Interpretation, doch wir vermuten, dass sie aus gutem Grund existieren – wir müssen ihn nur finden. Dadurch erfahren wir mehr über unsere Geschichte – und über uns selbst.

L: A Mystery, Fetish, Neurosis and Fragmentation of Ourselves, 2017

JG: Als ich etwa vier oder fünf Jahre alt war, war ich immer begeistert, in Bekleidungsgeschäften Ganzkörperspiegel zu entdecken. Ich stellte mich gern so neben sie, dass eine Körperhälfte vor dem Spiegel lag und die andere dahinter. Wenn ich Arme und Beine vor dem Spiegel bewegte, entstand eine täuschende, aber spielerische Symmetrie – wie eine Marionette beim Tanzen oder jemand auf einem unsichtbaren Fahrrad. Ich mochte diese Wahrnehmung von Bewegung und Verhalten. Für mich ist das eine Verdopplung des Selbst, ein Spiegelbild von Vertrauen und Identität – davon, wer wir sind oder vielleicht, wie wir uns präsentieren. Das Werk war stets dafür gedacht, am Boden in einer Ecke des Ausstellungsraumes gezeigt zu werden.

L: Kneel, 2020, Holz, Beize, Metall, Pigment, Wachs, 20 x 22 x 22 Zoll

JG: Dieses Werk begann mit einer ganz anderen Intention. Als ich an den Füßen arbeitete, drehte ich sie so, dass die Fußsohlen nach oben zeigten. Es war Nacht im Atelier, nur zwei kleine Lichter waren an, dazu fiel etwas Straßenlicht durchs Fenster. Die nach oben gerichteten Füße wirkten extrem verletzlich. Zu diesem Zeitpunkt geschah politisch, gesellschaftlich und gesundheitlich sehr viel. Ich erkannte, dass es kaum einen Unterschied gibt zwischen einer Haltung der stillen Einkehr und einem Zeichen der Unterwerfung oder des Nachgebens. Ich fertigte in diesem Moment eine neue Skizze an und verließ das Atelier für die Nacht.

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“How Much Earth for Sale?”, 2022
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“One Blank Round”, 2015

L: „How Much Earth for Sale?“, 2022

JG: Ich wollte eine der ältesten Bautechniken – Stampflehm (verdichtete Erde, um eine zementartige Struktur zu schaffen) – verwenden, um das Thema Landrechte zwischen Bürgern und ihrer eigenen Regierung zu beleuchten. Dabei bezog ich mich auf einen wegweisenden US-amerikanischen Gerichtsfall von 1823, in dem der Supreme Court mit seiner Entscheidung ein Monopol für die US-Regierung schuf, um Land der indigenen Bevölkerung zu möglichst niedrigen Kosten zu erwerben. Für mich ist das Werk ein Denkmal für diejenigen, mit denen wir nicht übereinstimmen – die Erde trennt ein Zuhause, Ein- und Ausgang sind blockiert, es gibt keinen Zugang, um das Haus nutzbar zu machen. Der Hausrahmen ist dem eines Monopoly-Spielfiguren-Häuschens nachempfunden, die Linien sind in einem warnenden, sicherheitsbezogenen Orangeton gestrichen. Ein geteiltes Haus ist ein Motiv, das sich leicht auf viele gesellschaftliche Themen übertragen lässt, die wir täglich verhandeln.

L: „One Blank Round“, 2015

JG: Ich hinterfrage nicht, was mich interessiert – alles, was ich in den Nachrichten lese, in Büchern finde oder in Podcasts höre, kann Ausgangspunkt für eine vertiefte Auseinandersetzung sein – selbst komplexe oder schwierige Themen. Ich hatte über einen Mann gelesen, der zum Tode verurteilt worden war. In seinem Bundesstaat wurde üblicherweise die Giftspritze eingesetzt, aber er wollte durch ein Erschießungskommando sterben, was bereits verboten war. Seine Entscheidung sollte möglichst viel öffentliche Aufmerksamkeit auf seinen Fall lenken. Ein Bericht über Erschießungskommandos beschrieb, dass mehrere Personen gleichzeitig schießen, aber nur eine Waffe scharfe Munition enthält – die anderen nur Platzpatronen. So bleibt unklar, wer den tödlichen Schuss abgegeben hat. Auf den ersten Blick geht es vielleicht um die Debatte zur Todesstrafe – für mich jedoch auch um eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der menschlichen Psyche und der Frage, wie wir unser Verhalten mit Methoden und Begründungen rechtfertigen.


L: Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie bei der künstlerischen Arbeit begegnen?

JG: Geduld. Aber ich hoffe auf eine größere, weiterführende Diskussion.


L: Gibt es anstehende Projekte, die Sie gerne mit uns teilen möchten?


JG:
Ich arbeite derzeit an einem Projekt über Herkunft und Ahnenforschung, das Skulptur, Kinetik und Klang kombiniert. Ein weiteres Projekt, das für den Spätherbst geplant ist, wird eine Installation zum Thema Herkunft sein – eine Neuinterpretation von Erbstücken und deren Bedeutung im Kontext einer schnelllebigen Wegwerfgesellschaft.

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James Gilbert

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All Images: © James Gilbert Studio

Interview:
Tolga Rahmalaroglu
Luxiders Magazine Contributor

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Außerhalb der Linien | Die poetische Fotografie von Anne Nobels https://luxiders.com/de/ausserhalb-der-linien-die-poetische-fotografie-von-anne-nobels/ Mon, 12 May 2025 13:37:53 +0000 https://luxiders.com/?p=54541 Der Beitrag Außerhalb der Linien | Die poetische Fotografie von Anne Nobels erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Eines Tages sagte Anne Nobels’ Vater ganz unerwartet zu ihr: „Es tut mir so leid, was meine Generation der Welt angetan hat — und dass du nun mit den Konsequenzen leben musst.“ Dieser Satz hinterließ einen tiefen Eindruck bei ihr. Ehrlich gesagt, machte er ihr Angst. Anne war damals etwa 18 Jahre alt. Zwar war ihr schon bewusst, dass es um die Umwelt nicht gut stand, aber bis zu diesem Moment hatte es sie emotional nicht wirklich erreicht.

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Die Idee zu ihrer Serie „Outside the lines“ entstand aus dem Bedürfnis, der positiven Seite ihrer Angststörung Raum zu geben. „Ich befand mich in einer dunklen Phase und wollte da raus. Also zwang ich mich, die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Was hat sie mir gebracht? Durch meine Erkrankung waren meine Sinne geschärft — das war zwar schwer auszuhalten, aber es ließ mein Leben auch intensiver erscheinen. Alles war viel eindringlicher, und das beeinflusst bis heute, wie ich meine Umgebung wahrnehme.“

girl swimming
© Anna Nobels

„Outside the lines“ erzählt eine Geschichte als Ganzes — nicht jedes einzelne Foto hat eine eigene Geschichte. Mit dieser Serie zeigt Anne Nobels, dass negative Dinge, die man nicht kontrollieren kann, auch positive Auswirkungen haben können, wenn man bereit ist, sie zu erkennen. „Was man auf den Bildern sieht, ist die positive Nebenwirkung meiner Störung. Sie lässt meine Umgebung buchstäblich wie eine andere Welt erscheinen.“

girl in nature
© Anna Nobels

Für diese Serie fuhr Anne Nobels in einem Umkreis von 20 Kilometern rund um ihr Zuhause und suchte nach (größtenteils) unberührter Natur. Die meisten Bilder entstanden mit Selbstauslöser (10 Sekunden), einige wenige mit einer Fernbedienung. Beim Umherwandern hörte sie ganz bewusst auf ihr Bauchgefühl und ihre Emotionen – und versuchte, diese in Bilder zu übersetzen. Die Posen entstanden intuitiv. Viele von ihnen sind mit bestimmten Gefühlen verbunden.

Mit ihrer Serie möchte sie andere dazu inspirieren, zu erkennen: Das, was uns verletzlich macht, macht uns auch menschlich. Wer diesen Teil von sich selbst versteckt, unterdrückt einen großen Teil seines Wesens. „Diese Scham steht unserem Glück im Weg. Wir können nicht perfekt sein, wir können nicht alles erreichen, was wir wollen – und wir machen Fehler. Das ist in Ordnung. Wir alle haben Grenzen. Es ist gut, diese zu testen und auch mal zu scheitern. Genau daran wachsen wir.“

girl swimming
© Anna Nobels
girl swimming
© Anna Nobels
girl in nature
© Anna Nobels

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Über Ruinarts „Conversations with Nature“ und Julian Charrière https://luxiders.com/de/uber-ruinarts-conversations-with-nature-und-julian-charriere/ Tue, 29 Apr 2025 07:23:21 +0000 https://luxiders.com/on-ruinarts-conversations-with-nature-and-julian-charriere/ Der Beitrag Über Ruinarts „Conversations with Nature“ und Julian Charrière erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Seit fast drei Jahrhunderten lässt sich Ruinart Champagne von der kraftvollen, vielfältigen und rhythmischen Fähigkeit der Natur inspirieren – eine Kraft, die das Haus und seine faszinierende Vision für den Champagner von morgen prägt. Ruinart verbindet Tradition mit Zukunft, vereint durch Nachhaltigkeit und Kunst. Im Jahr 2025 setzt das Haus sein Programm „Conversations with Nature“ fort. Für die diesjährige Ausgabe hat der in Berlin lebende Schweizer Künstler Julian Charrière eine exklusive Werkserie geschaffen, die das außergewöhnliche Engagement der Maison für die Natur widerspiegelt.

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Conversations with nature mit Julian Charrière

In seinen Arbeiten verbindet Julian Charrière die Medien Performance, Video, Skulptur und Fotografie. Er reist an entlegene Orte – von Vulkanen über Eisfelder bis hin zu radioaktiven Zonen – und hinterfragt das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.

„Meine Arbeit dreht sich um das Konzept der Begegnung – ein intimer Dialog mit Orten, Biomen und der Umwelt. Diese Momente sind mehr als bloße Beobachtungen – sie sind ein lebendiger Austausch, in dem sich Landschaft und Gegenwart miteinander verweben.“ – Julian Charrière

Für seine Werke entwickelte Charrière eine Serie von Fotolithografien, die Korallenriffe zeigen – eine Hommage an das Lutetium-Meer, das die Champagne vor 45 Millionen Jahren bedeckte. Die Drucke wurden mit Pigmenten aus lokalem Kalkstein und gemahlener Farbe eingefärbt, um Vergangenheit und Gegenwart auf natürliche Weise miteinander zu verschmelzen. In einer weiteren Installation, die im Sommer 2025 in der Galerie 4 Rue des Crayères in Reims zu sehen sein wird, greift Charrière die frühe geologische Geschichte der Champagne auf – bis hin zur Bedrohung heutiger Korallenriffe.

„Meine Arbeit dreht sich um das Konzept der Begegnung – ein intimer Dialog mit Orten, Biomen und der Umwelt. Diese Momente sind mehr als bloße Beobachtungen – sie sind ein lebendiger Austausch, in dem sich Landschaft und Gegenwart miteinander verweben.“ – Julian Charrière.

© Ruinart

Zwischen Kunst und Natur

Ruinart begegnet den Herausforderungen des Klimawandels mit neuen Ansätzen in der Weinbergpflege und Önologie. Ein Ausdruck dieses Wandels ist die neue Cuvée Ruinart Blanc Singulier – eine nachhaltige Interpretation des Blanc de Blancs, die Tradition und Moderne vereint. Auch im Bereich der Verpackung setzt das Champagnerhaus seit 2020 auf Nachhaltigkeit: Mit der Einführung der ressourcenschonenden „Second Skin“-Verpackung verzichtet Ruinart seither auf klassische Geschenkverpackungen und spart dabei deutlich Material ein.

Die enge Verbindung zur Kunst bleibt ein zentrales Thema der Maison. In der Vergangenheit arbeitete Ruinart mit Künstlern wie Tomás Saraceno, Nils Udo und Eva Jospin zusammen, um das Verhältnis von Mensch und Natur künstlerisch zu reflektieren. Mit dem im vergangenen Jahr neu eröffneten Ruinart Brand Home in Reims, Frankreich – gelegen in der 4 Rue des Crayères – lädt das Haus zudem dazu ein, Tradition, Kunst und Innovation hautnah zu erleben.

Die für Ruinart geschaffenen Werke von Julian Charrière werden erstmals während des Berlin Gallery Weekend vom 1. bis 4. Mai 2025 in der Ruinart Champagne & Art Bar im PalaisPopulaire (Unter den Linden 5, Berlin) ausgestellt. Anschließend werden sie auf der Art Basel und der Frieze Seoul zu sehen sein.

All Images:
© Courtesy by Ruinart

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Gedichte, die die Gesellschaft heilen: Interview mit Hilda Raz https://luxiders.com/de/gedichte-die-die-gesellschaft-heilen-interview-mit-hilda-raz/ Thu, 27 Mar 2025 10:05:13 +0000 https://luxiders.com/?p=53748 Der Beitrag Gedichte, die die Gesellschaft heilen: Interview mit Hilda Raz erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Hilda Raz, Schriftstellerin und Lehrerin, ist eine Lyrikerin, die sich mit großem Engagement sozialen Themen widmet. Mit ihrem Werk hat sie jüngere Generationen dazu inspiriert, Gedichte als ihre stärkste Waffe zu begreifen und kreativ zu nutzen. Wir haben sie zum Interview getroffen.

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Dichter:innen sind Kulturschaffende, die das Schreiben von Poesie zu ihrem Lebensprojekt, ihrer Leidenschaft, ihrem Laster oder ihrem Mittel des Widerstands und der Kommunikation gemacht haben. Poesie ist eine Waffe der Befreiung, und derdie Dichterin ist ein Mensch voller Sensibilität, derdie Worte als Instrumente der Erhebung für all das Schönste auf der Welt einsetzt. Doch gleichzeitig ist die Poesie auch eine kraftvolle Stimme für Gerechtigkeit – besonders dann, wenn Dinge schieflaufen.

Die Aufgabe von Dichter:innen ist es, Bewusstsein zu schaffen und den Menschen zu mehr Menschlichkeit und Verständnis für die Ungerechtigkeiten zu verhelfen, denen andere ausgesetzt sind. Vielleicht wird die Kraft der Poesie eines Tages ein Teil der politischen Wirklichkeit sein. In Büchern, aber auch auf Straßen, Mauern, Bäumen oder in Zeitungen – Poesie kann überall auftauchen. Jeder Ort kann uns daran erinnern, dass es sie noch gibt: die Gedichte und die Dichter:innen.

Hilda Raz, Schriftstellerin und Lehrerin, ist eine Lyrikerin, die sich mit großer Klarheit und Empathie sozialen Fragen widmet. Mit ihrer Arbeit hat sie jüngere Generationen inspiriert, Gedichte als kraftvolle Werkzeuge des Ausdrucks und der Veränderung zu nutzen. Ihre Texte sind geprägt von prägenden Momenten ihres Lebens – darunter der Transition ihres Sohnes, die sie in Trans und What Becomes You gemeinsam mit ihm verarbeitete: zwei Mutter-Sohn-Kollaborationen, bestehend aus einem Gedichtband und einer Memoirensammlung.

High summer again; I am in its keeping.
Monsoon rains washed out our road.
The rabbits‘ number escalates, more
and more each morning as we walk.
Through my dark glasses the world
continues its flicker.  Aware, I’m here.

– from „Credo 23“.

Raz begann schon als Kind zu schreiben. Ihre Mutter legte ihr einen Bleistift in die Hand (sie war – und ist – Linkshänderin), und sie erinnert sich noch heute an das taktile Vergnügen, das Ziehen und Schieben über das Papier. Zeichnen lag ihr nicht besonders, doch die Buchstaben und Wörter, die sie kannte, reichten aus, um sie vollkommen zu fesseln.

Trotz ihrer jahrzehntelangen Schreiberfahrung sieht sich Raz nicht in der Position zu beurteilen, ob sich ihr Schreiben über die Jahre weiterentwickelt hat. „Ich bin Kritikerin – aber für die Werke anderer Autorinnen“, sagt sie. Ihre Inspiration findet sie im Alltäglichen: Nachrichten, Natur, eigene und beobachtete Erlebnisse, Lektüre, Körpererfahrungen, menschliche Schwächen, Kulturen, Wandel. Auch ihre Schülerinnen sind bis heute eine Quelle der Inspiration: „Ihr Leben macht mir Hoffnung – jede*r einzelne, im Unterricht und darüber hinaus – sie gehen auf andere zu: neues Leben. Ein Kontinuum.“

Das Schreiben war für Raz zeitlebens eine Form von Therapie – besonders in schwierigen Zeiten. Es habe ihr auf geheimnisvolle Weise immer geholfen: „Etwas an dem Prozess, beim Schreiben Muster zu erkennen …“ In ihrem Buch Divine Honors beschreibt sie ihren Weg mit Brustkrebs – als Zusammenarbeit von Körper und Geist im Heilungsprozess. Sie schrieb und schrieb, um jedes innere und äußere Ereignis zu dokumentieren, um sich gegen die konventionellen Narrative zu stellen und ihre eigene Sprache dafür zu finden.

Mit nichts als ihren Worten gelingt es ihr, jedes noch so kleine Detail auszudrücken: „Die Klänge der Wörter leiten mich, Zeilenumbrüche und Formen führen meine Sprache von einem Wort zum nächsten. Sätze im Spannungsverhältnis zur Syntax.“ Dennoch gibt es Themen, über die nur schwer zu schreiben ist: „Ich scheine mit jedem Gedichtband auch ein erzählendes Buch zu schreiben. Deshalb waren Trans und What Becomes You die schwierigsten Bücher für mich. Ich war zugleich Mutter eines trans Sohnes und Autorin, die die Erfahrung dokumentierte und verarbeitete. Keine einfache Aufgabe. Aaron war in dieser Zeit sehr großzügig und geduldig.“

„I’m a good teacher but as that famous writer said,
nobody teaches life anything.
Life keeps moving, an infinity pool
falling invisibly over some edges.“

–from „Nobody Teaches Life Anything“ — Gabriel García Márquez.

Poems to cure society. Illustration © FABIA RODI
Illustration © FABIA RODI

What Becomes You, gemeinsam geschrieben von Raz und ihrem Sohn Aaron, der als Mädchen namens Sarah geboren wurde, ist ein Gespräch zwischen Elternteil und Kind. Während sie die Gedichte für Trans schrieb, wurde Raz bewusst, dass die Erfahrung des Geschlechtswechsels ganz Aaron gehörte – und dennoch hatte sie als Mutter ihre eigene, einzigartige Perspektive. Schließlich war sie es, die Sarah großgezogen hatte. Diese Erkenntnis bildete die Grundlage ihrer Zusammenarbeit an What Becomes You: „Wir mussten miteinander sprechen, versuchen, einander auf neue und herausfordernde Weise zu verstehen. Das Buch hat zehn Jahre gebraucht. Es wurde 2021 in einer Neuauflage mit neuen Lesernotizen von der University of Nebraska Press wiederveröffentlicht.“

Als Frau musste Raz sich ihren Weg stets erkämpfen. Als sie Chefredakteurin der Literaturzeitschrift Prairie Schooner wurde, achtete sie darauf, dass die Beiträge in ihrer Zeitschrift so vielfältig wie möglich waren – in jeder Hinsicht. „Damals waren Frauen unter den Autorinnen literarischer Quartalszeitschriften eine Seltenheit. Und ich war eine der ganz wenigen weiblichen Herausgeberinnen eines bedeutenden Journals“, sagt sie. Viele Frauen ihrer Generation berichten von denselben Erfahrungen. Raz hat deshalb hart gearbeitet, um sich selbst und anderen Frauen ihren Platz zu erkämpfen – im Kollegium, unter ihren Schüler:innen, unter Autor:innen und in der gesamten Literaturbranche.

In naher Zukunft möchte sie weiterhin Gedichte schreiben – ein Großteil ihres neuen Buchs befindet sich bereits auf ihrem Computer. Darüber hinaus plant Raz ein weiteres gemeinsames Projekt mit ihrem Sohn Aaron: „Er kommt in ein paar Wochen nach New Mexico, um mögliche Ideen mit mir zu besprechen.“ Außerdem ist sie weiterhin als Herausgeberin tätig – sie arbeitet im Lektorat von Bosque Press in Albuquerque und ist Serienherausgeberin der Mary Burritt Christiansen Poetry Series an der University of New Mexico Press. „Diese redaktionellen Möglichkeiten, bisher ungehörten Stimmen Gehör zu verschaffen, erfüllen mich mit Freude.“

 

Words: ANE BRIONES
Illustration: FABIA RODI

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Fotografin Sophie Kietzmann: Die wahre Identität stärken https://luxiders.com/de/fotografin-sophie-kietzmann-die-wahre-identitaet-starken/ Wed, 19 Mar 2025 13:58:00 +0000 https://luxiders.com/?p=53655 Der Beitrag Fotografin Sophie Kietzmann: Die wahre Identität stärken erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Body Positivity, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung sind zentrale Themen der in Berlin geborenen Fotografin Sophie Kietzmann. Mit fröhlichen, positiven und selbstbewussten Bildern schafft sie Raum in der Modebranche für Menschen aus unterrepräsentierten und marginalisierten Gemeinschaften.

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Sophie Kietzmann wuchs in Berlin und Brüssel auf und identifiziert sich als nicht-binär und queer. Die freiberufliche Fotograf*in mit Schwerpunkt auf Mode- und Beautyfotografie gibt unterrepräsentierten Personen und marginalisierten Gemeinschaften eine visuelle Repräsentation.

Sophie Kietzmann
© Sophie Kietzmann

Interview mit der Fotografin Sophie Kietzmann

Wie war dein bisheriger Weg in der Fotografie? Was hat dich zur Fotografie hingezogen, im Gegensatz zu anderen Kunstformen?

Die Fotografie hat mich mein ganzes Leben begleitet. Ich wurde mit sieben Jahren besessen davon, weil ich Einzelkind war und mein Vater ein Hobbyfotograf – also wurde die Kamera irgendwie zu einem Spielzeug mit Sinn für mich. Ich glaube, die Fotografie bot mir einen neutralen Raum, von dem aus ich die Welt beobachten konnte. In dieser Rolle des Beobachtenden waren die Erwartungen an mich geringer. Ich denke, deshalb habe ich mich speziell zur Fotografie hingezogen gefühlt.

 

Körperdarstellung und Diversität spielen eine große Rolle in deiner Arbeit – etwas, das in der Mode- und Fotobranche oft fehlt. Warum ist es dir so wichtig, diese Aspekte in deine Arbeit einzubinden?

Als ich aufgewachsen bin, habe ich sehr viele Fotos konsumiert – und erst später im Leben gemerkt, dass ich mich mit diesen Bildern überhaupt nicht identifizieren konnte. Es gab keine Diversität, keine genderfluide Darstellung, keine Repräsentation von sexuellen Orientierungen – und auch keine Vielfalt in der Körperdarstellung. Wie viele weiblich sozialisierte Personen habe ich meinen Körper extrem kritisiert und jedes Detail bemängelt. Ich habe auch gesehen, wie meine Mutter dasselbe tat – das war immer ein Thema. Erst als ich sah, dass sich in der Werbung etwas änderte, wurde mir bewusst, wie engstirnig die Schönheitsideale in meiner Branche eigentlich waren. Ich erinnere mich genau an die erste Anzeige, in der Frauen Körperbehaarung hatten – das hat mich sehr beeinflusst.

 

Du wählst Models, die die Botschaft deiner Bilder repräsentieren. Wie findest du Menschen, die deine Vision verkörpern – und wie hilfst du ihnen, die gewünschte Botschaft auszudrücken?

Ich arbeite eng mit einigen Agenturen zusammen, die wirklich Diversität fördern und die Art und Weise, wie Casting funktioniert, neu denken. Zum Beispiel indem sie Models nicht mehr nur auf zwei Boards einteilen – Männer und Frauen –, sondern auch genderfluide oder Duo-Boards mit ähnlichen Looks haben. Viele Agenturen versuchen nur, jede Box einmal zu „checken“ und lehnen dann alle ab, die jemandem ähneln, den sie schon haben. Ich suche nach Models, in denen ich ein Stück von mir selbst wiedererkenne oder deren Geschichte sich mit Identität oder mangelnder visueller Repräsentation beschäftigt. Ich fühle mich diesen Menschen oft auf einer tieferen Ebene verbunden. Eines meiner Hauptziele ist es, diesen Personen eine Plattform zu geben und Raum zu schaffen, damit sie in ihrer ganzen Stärke auftreten können. Ich verlasse mich da stark auf Intuition – und wenn ich diesen Raum halte, hilft das den Models, wirklich sie selbst zu sein. Und genau dieses „Du bist gut genug, genau so wie du bist“ ist meiner Meinung nach eine der kraftvollsten Botschaften, die wir erschaffen können.

Sophie Kietzmann
© Sophie Kietzmann
Sophie Kietzmann
© Sophie Kietzmann
Sophie Kietzmann
© Sophie Kietzmann
Sophie Kietzmann
© Sophie Kietzmann

 

Du arbeitest auch viel zu den Themen Sexualität und Identität. Hat dir die Fotografie und der positive Einfluss deiner Arbeit geholfen, deine eigene Identität als queere und genderfluide Person anzunehmen?

Ich denke, auf jeden Fall. Die Themen Sexualität und Identität in meiner Arbeit spiegeln meine eigene Geschichte des Coming-outs und meine persönliche Beziehung zu meiner Geschlechtsidentität wider. Aber ich glaube, es geht in beide Richtungen: Je mehr visuelle Repräsentation ich sehe – von einem breiten Spektrum an Geschlechtsausdrücken, sexuellen Orientierungen und Identitäten – desto mehr traue ich mich auch selbst, diese Seiten in mir wieder zuzulassen. Vieles davon hatte ich früher im Leben unbewusst unterdrückt, weil mir vermittelt wurde, dass es nicht akzeptiert würde. Dieser Prozess war definitiv auch für mich sehr heilsam.

 

Glaubst du, dass Themen wie Genderfluidität oder die Schönheit von Unvollkommenheit heute noch immer ein Tabu sind?

Ich denke, wir machen große Fortschritte, aber gleichzeitig erinnere ich mich auch immer wieder daran, dass mein Alltag, meine Stadt, meine Herkunft sehr privilegiert und geschützte Umfelder sind. Manchmal habe ich das Gefühl, ich lebe in einer Blase – in der ich fast denke, ich müsste diese Themen nicht mehr in meine Arbeit integrieren, weil alle um mich herum ohnehin schon so offen und informiert sind. Und dann wird mir wieder klar: Der Großteil der Welt sieht noch nicht so aus. Ich könnte wahrscheinlich mein ganzes Leben diesem Kampf widmen, und es gäbe trotzdem noch viel zu tun. Ich merke das auch, wenn ich meine Familie besuche – da gibt es immer noch viele Dinge, die für mich selbstverständlich sind, aber für sie sehr fremd wirken. In meinem direkten Umfeld würde ich diese Themen nicht mehr als Tabus bezeichnen, aber an vielen anderen Orten dieser Welt ist das definitiv noch der Fall.

 

Gab es Künstler*innen oder Fotograf*innen, die dich – besonders am Anfang – zu einem inklusiven Ansatz inspiriert haben? Oder ist das etwas, das ganz natürlich aus dir selbst kam?

Ich glaube, mein Ansatz wurde hauptsächlich durch meine persönliche Geschichte geprägt, aber auch stark durch die Menschen, die Teil dieses Prozesses waren. Vor allem durch die queeren, non-binären und trans Menschen, mit denen ich mich umgeben habe, als ich nach New York City gezogen bin. In dieser Zeit habe ich mich auch selbst geoutet – und diese Menschen haben meine Weltsicht komplett verändert. Ich lasse mich von vielen Künstler*innen und Fotograf*innen inspirieren, aber ich glaube, die Inklusivität meiner Arbeit kommt vor allem aus meiner Community und meinem privaten Umfeld. Das sind die Menschen, zu denen ich die tiefste Verbindung habe. Sie sind auch der Grund, warum ich mir die Frage stelle, warum ich tue, was ich tue – und sie geben mir die Kraft, weiterzumachen.

 

Deine Fotografie ist oft verspielt, du fängst Momente voller Freude und Selbstbewusstsein ein. Hat deine eigene Erfahrung als Model deinen Umgang mit Models am Set beeinflusst?

Absolut! Viele meiner Models haben mir gesagt, dass es ein gutes Gefühl ist, mit jemandem zu arbeiten, der selbst mal in ihrer Position war – es fällt ihnen leichter, mir zu vertrauen, weil ich weiß, was ich von ihnen verlange. Es hilft mir auch dabei, sie besser anzuleiten, weil ich eine genaue Vorstellung davon habe, was ich sehen möchte. Durch meine eigene Erfahrung als Model habe ich tolle Beziehungen zu den Menschen aufgebaut, die heute vor meiner Kamera stehen. Ich glaube, dadurch habe ich ein tieferes Verständnis dafür entwickelt, was es bedeutet, sich als Model verletzlich zu zeigen – und das kann man wirklich nur nachvollziehen, wenn man selbst in dieser Position war.

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Flora Li Thiemann | Das Nutzen was wir bereits besitzen https://luxiders.com/de/flora-li-thiemann-das-nutzen-was-wir-bereits-besitzen/ Fri, 03 Jan 2025 10:12:59 +0000 https://luxiders.com/?p=51681 Der Beitrag Flora Li Thiemann | Das Nutzen was wir bereits besitzen erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Flora Li Thiemann ist eine Schauspielerin aus Berlin. Sie liebt es, an Filmen zu arbeiten, die wichtige Themen ansprechen und Menschen emotional berühren. Ihr aktuelles Projekt, Gotteskinder, liegt ihr besonders am Herzen. Darüber hinaus interessiert sie sich für Mode, insbesondere für second-hand und vintage. Sie hat ihr eigenes kleines second-hand-shop-projekt ins Leben gerufen, um zu kreieren und Menschen zu inspirieren, das zu nutzen, was bereits vorhanden ist. Nachhaltigkeit war für sie schon immer ein großes Thema. Wir haben mit ihr gesprochen.

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Interview mit Flora Li Thiemann

Welche spezifischen ökologischen und sozialen Auswirkungen der Film- und Musikproduktion sind dir besonders aufgefallen?

Was mir am meisten aufgefallen ist, ist die Erkenntnis, wie herausfordernd es sein kann, grünere Alternativen in die Filmproduktion zu integrieren. Die Branche ist sehr komplex und umfasst viele Menschen, die Kompromisse eingehen und als Team zusammenarbeiten müssen. Natürlich liegt die Verantwortung, nachhaltiger zu planen und grüne Alternativen einzubeziehen, von Anfang an bei der Produktion. Das ist der wichtigste erste Schritt und sollte als Inspiration, Motivation und auch als Standard für das gesamte Team dienen.

Aber darüber hinaus kommt das Engagement, unserem Planeten zu helfen, und die Verantwortung, etwas für unser Klima zu tun, von innen heraus. Es erfordert die Fähigkeit, als Team zu arbeiten und die richtige Einstellung dazu zu haben, wie wir gemeinsam an einem Projekt arbeiten wollen. Es muss in jeder Abteilung und bei jeder Person der Wille und die Verantwortung vorhanden sein, wirklich nachhaltiger zu arbeiten. Einen Arbeitsraum zu schaffen, in dem sich alle fair behandelt, fair bezahlt und offen für Zusammenarbeit fühlen und nachhaltige Kompromisse finden können, kann eine Herausforderung sein.

Die Umweltbelastung der Filmindustrie ist enorm, und es muss sich etwas ändern. Der erste Schritt ist eine nachhaltigere Planung in der Vorproduktionsphase. Ein weiterer, in meinen Augen sehr wichtiger Schritt, ist es, Menschen zu inspirieren, zu motivieren und zusammenzubringen, die offen dafür sind, nachhaltig zu arbeiten und sich wirklich verantwortlich fühlen, ihren Beitrag zu leisten. Obwohl es wichtig ist, von Anfang an nachhaltige Richtlinien festzulegen, reicht das allein nicht aus. Filmproduktion ist Teamarbeit, und jede Person trägt zur Produktion und deren Einfluss bei. Daher sollte es für Produktionsteams oberste Priorität sein, einen fairen und sicheren Arbeitsraum zu schaffen, in dem die Motivation besteht, etwas Nachhaltiges und Gutes zu kreieren.

 

Wie tragen deiner Meinung nach die Verhaltensweisen und Praktiken innerhalb dieser Branchen zu diesen Umwelt- und sozialen Problemen bei?

Da die Filmproduktion viele verschiedene Abteilungen und Prozesse umfasst, bringt sie eine Vielzahl von ökologischen und sozialen Einflüssen mit sich. Von Umweltverschmutzung über Ressourcenverschwendung, den Transport vieler Menschen von verschiedenen Orten, den Energieverbrauch bis hin zur Nutzung zahlreicher Drehorte, die wiederum zusätzlichen Transport erfordern – es ist ein komplexes Thema. Da jede Abteilung und jede Person Einfluss hat, ist es umso wichtiger, sorgfältig zu planen, um so nachhaltig wie möglich zu produzieren und sicherzustellen, dass sich jeder in seiner Abteilung dafür verantwortlich fühlt.

 

Welche Maßnahmen können Filmemacher, Studios und Zuschauer ergreifen, um eine nachhaltigere und ethischere Filmindustrie zu unterstützen?

Filmemacher, Studios und alle, die an einem Projekt arbeiten, können einen nachhaltigen Einfluss haben. Wie ich bereits erwähnt habe, liegt die erste und wichtigste Maßnahme in der Planungs- und Produktionsphase, in der Richtlinien und Regeln für nachhaltige Produktion festgelegt werden sollten. Dies erfordert viel detaillierte und logische Planung. Zusätzlich kann jede Person am Set einen Unterschied machen. Hier sind einige Beispiele: offen dafür sein, den Zug zu nehmen, auch wenn es länger dauert, um den Transport zu minimieren; Fahrgemeinschaften bilden, wenn Autos notwendig sind; Second-Hand-Kostüme verwenden; nachhaltige Produkte im Bereich Haar und Make-up integrieren; den Energieverbrauch minimieren; und vegetarisches/veganes Catering anbieten. Wer sich verantwortlich fühlt, wird Wege finden, nachhaltig Einfluss zu nehmen. Ich denke, Zuschauer können die Filme unterstützen, die versuchen, nachhaltig zu produzieren, indem sie diese ansehen und weiterempfehlen.

 

Was tust du persönlich, um diese Entwicklung zu verändern?

Ich denke, es ist immer gut, mit Menschen zu sprechen, sie zu inspirieren und zu motivieren. Heutzutage haben viele Menschen Angst vor Extremen. Jeder weiß, dass es in unserer Hand liegt, das Klima zu schützen, aber viele vermeiden es, sich verantwortlich zu fühlen, weil sie nicht bereit sind, auf den komfortablen Lebensstil ohne „Einschränkungen“ zu verzichten. Sie spüren den Druck und die Erwartung, alles aufzugeben (Flüge, tierische Produkte, Fast Fashion usw.), um etwas zu bewirken.

Auch wenn das ideal wäre, ist es nicht die Realität. Jeder kann Einfluss auf unser Klima und unsere Welt nehmen. Wenn du nicht bereit bist, vollständig auf tierische Produkte zu verzichten, versuche, Fleisch und Milch zu reduzieren. Wenn du fliegen musst, versuche das nächste Mal, den Zug zu nehmen. Fordere dich selbst heraus, einen Monat lang Second-Hand zu kaufen. Es gibt viele Wege, Einfluss zu nehmen. Es ist nicht so schwer. Und es ist unsere Verantwortung, das zu erkennen.

Actress Flora Li Thiemann for Luxiders Magazine
Oversized pleated dress from DZHUS, a transformative piece from the Ukrainian brand. The jewellery is from CARTIER’s Clash de Cartier collection, crafted using responsibly sourced materials.
Actress Flora Li Thiemann for Luxiders Magazine
CARTIER strives to work consciously, supporting a range of philanthropic efforts, including providing access to basic services, promoting women’s social and economic development, fostering sustainable livelihoods, and responding to emergencies, reflecting the brand’s broader commitment to social responsibility and community support.
Actress Flora Li Thiemann for Luxiders Magazine
CARTIER’s Clash de Cartier collection, a line that reflects the brand’s commitment to sustainable luxury, created using responsibly sourced materials and manufactured in facilities that implement energy-saving technologies, aligning with CARTIER’s dedication to minimising its ecological footprint.
Actress Flora Li Thiemann for Luxiders Magazine
The Boro Jacket by AVENIR is created from material swatches, using the historically sustainable Japanese Boro technique of reworking and repairing textiles through piecing, patching and stitching. The jewellery is a mixture from CHOPARD’s Happy Hearts collection, Ice Cube collection and CARTIER’s Clash de Cartier collection. Both CARTIER and CHOPARD are committed to promoting ethical and sustainable practices throughout their supply chains. CHOPARD uses 100% ethical gold in its creations, sourced from artisanal small-scale mines that follow responsible practices or from Responsible Jewellery Council (RJC)-certified refineries. CARTIER ensures its diamonds are conflict-free through the Kimberley Process Certification Scheme .
Actress Flora Li Thiemann for Luxiders Magazine
EME OM’s jewellery dress is the ultimate sustainable garment, made from 100% stainless steel, the most recyclable material in the world. The metal is durable and seamlessly fits into a circular model while enhancing the emotional connection between the wearer and the piece. The earrings are from the Écrou de Cartier collection, crafted using gold that meets CARTIER’s rigorous ethical standards, ensuring traceability and responsible sourcing from mine to market.

Welche spezifischen ökologischen und sozialen Auswirkungen der Film- und Musikproduktion sind dir besonders aufgefallen?

Was mir am meisten aufgefallen ist, ist die Erkenntnis, wie herausfordernd es sein kann, grünere Alternativen in die Filmproduktion zu integrieren…

 

 

CREDITS

Art Direction & Styling: BELVIS SOLER

Photography: JENS WITTWER

Starring: FLORA LI THIEMANN @ RIETZ MANAGEMENT

Make Up Artist: KARIM SATTAR

Hair Stylist: ISABEL MARIA SIMONETH

Styling Assistant: SASKIA FRY

 

 

 

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Timur Bartels | Über Nachhaltigkeit und ethische Fragen in der Filmindustrie https://luxiders.com/de/timur-bartels-ueber-nachhaltigkeit-und-ethische-fragen-in-der-filmindustrie/ Sun, 24 Nov 2024 08:34:51 +0000 https://luxiders.com/?p=50731 Der Beitrag Timur Bartels | Über Nachhaltigkeit und ethische Fragen in der Filmindustrie erschien zuerst auf Sustainable Fashion - Eco Design - Healthy Lifestyle - Luxiders Magazine.

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Der Schauspieler und Produzent Timur Bartels, bekannt aus Club der roten Bänder und Rumspringa, nutzt seine Rolle, um Themen wie Nachhaltigkeit und ethische Fragen in Film und Musik anzusprechen. Timur setzt sich mit Herausforderungen wie Ressourcenverschwendung, mangelnder Inklusivität und den Umweltauswirkungen der Branche auseinander und treibt zugleich sinnvolle Veränderungen in seinen Projekten voran. Lies weiter, um mehr über seine Ansichten und seine Vision für eine nachhaltigere Unterhaltungsindustrie zu erfahren.

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Timur Bartels ist Schauspieler und vor allem bekannt für seine Rollen in der Serie „Club der roten Bänder“ sowie in Filmen wie „Rumspringa – Ein Amish in Berlin“ und „Manta Manta – Zwoter Teil“. Er arbeitet an Filmen und Serien für TV, VoD und Kino. Zudem verfolgt er ein Solo-Musikprojekt, in dem er deutsche Popsongs schreibt. Kürzlich gründete er seine eigene Filmproduktionsfirma „easy productions“. Sein erstes Projekt war ein Musikvideo für SDP, Sido und Esther Graf zu dem Song „Mama hat gesagt“. Das Video war ein großer Erfolg, erreichte Platz 1 der YouTube-Charts und gewann mehrere Filmpreise auf Festivals. Bei diesem Projekt war er Produzent und Regisseur.

Timur Bartels
Silk Blazer is from PEOPLE. It is made from 100% raw silk and dyed in dark walnut for 24 hours, using an experimental batik technique. The bracelets are from the CHOPARD Heart collection and Happy Diamond collection. The themes of love and happiness reflect CHOPARD’s dedication to improving the livelihoods of the artisanal mining communities, particularly in Peru and Colombia where they have launched a unique initiative with „Barequeros,“ artisanal gold miners in Colombia, to create a fully traceable supply chain and improve the livelihoods of these miners​. The rings are from CARTIER’s Clash collection, decorated with sustainably sourced gemstones.
3-way transforming dress by DZHUS, a Ukrainian conceptual brand known for its multipurpose outfits. The ring and bracelet are from CHOPARD’s Ice Cube collection, which features a minimalist design that reflects CHOPARD’s commitment to reducing their material waste.
Timur Bartels
Timur Bartels
Earring from CHOPARD’s Happy Diamonds collection designed with dancing diamonds.
Timur Bartels
Necklace from CARTIER’s Clash collection.
actor Timur Bartels
3-way transforming dress by DZHUS, a Ukrainian conceptual brand known for its multipurpose outfits. The ring and bracelet are from CHOPARD’s Ice Cube collection, which features a minimalist design that reflects CHOPARD’s commitment to reducing their material waste.

INTERVIEW MIT TIMUR BARTELS

Wann hast du zum ersten Mal von Nachhaltigkeits- und ethischen Problemen in der Filmindustrie erfahren? Und wie sieht es in der Musikindustrie aus?

Ich wurde mir dieser Themen ungefähr zur gleichen Zeit bewusst wie die meisten anderen, als die Klimakrise allgemein anerkannt wurde. Bewegungen wie Fridays for Future und Rezo, der wissenschaftliche Stimmen auf YouTube zusammenfasste, haben diese Probleme in den Vordergrund gerückt. Ich bin mit der Idee aufgewachsen, Ressourcen nicht zu verschwenden und auf die Umwelt zu achten, daher ist das für meine Generation kein neues Problem. Dennoch fällt man in einem kapitalistischen System oft in dieselben Muster zurück. In der Filmproduktion werden viele Ressourcen verschwendet, wahrscheinlich mehr als in der Musikindustrie, weil die Teams größer sind, ganze Sets gebaut – und später vielleicht entsorgt – werden oder Autos bei Stunts zerstört werden. Selbst die Verschwendung von Einwegbechern am Set ist ein kleines, aber bedeutsames Problem. Auch soziale Ungerechtigkeit ist in der Filmindustrie sehr sichtbar, besonders der Mangel an Inklusivität, den wir auf der Leinwand noch immer sehen. Es ist leicht, die Ungleichheit zwischen Geschlechtern, Ethnien, Altersgruppen und Menschen mit oder ohne Behinderungen zu erkennen. Wir machen Fortschritte hin zu mehr Inklusivität, aber der Weg ist noch lang.

Welche spezifischen Umwelt- und sozialen Auswirkungen der Film- und Musikproduktion haben deine Aufmerksamkeit erregt?

Das Tückische an Umweltproblemen ist, dass sie sich schleichend entwickeln und nicht sofort greifbar sind. Soziale Auswirkungen sind schwierig, weil wir mit diesen Problemen aufgewachsen sind – Misogynie und Rassismus sind internalisiert. Obwohl viele in der Branche, mich eingeschlossen, glauben, sehr aufgeschlossen zu sein, zeigen Statistiken, dass wir in Bereichen wie Einstellungsverfahren nicht so progressiv sind, wie wir glauben oder sein möchten. Wir bevorzugen oft immer noch weiße Menschen gegenüber Schwarzen oder Menschen mit deutschen Namen gegenüber arabischen Namen. Das zeigt sich auch in anderen Sektoren wie dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Forscher wie Ruud Koopmans von der Humboldt-Universität in Berlin haben Studien durchgeführt, die dies bestätigen. Umweltprobleme sind erschreckend, und KI stellt ein neues Problem dar. ChatGPT verbraucht mehr Energie als Bitcoin, und seine Nutzung nimmt zu. Soziale Ungerechtigkeit, sowohl vor als auch hinter der Kamera, bricht mir das Herz. Deutschland ist ein Einwanderungsland, und ich hoffe, dass die Filmindustrie diese Vielfalt irgendwann stärker widerspiegelt.

Wie tragen das Verhalten und die Praktiken in diesen Branchen zu diesen Umwelt- und sozialen Problemen bei?

Filme und Musik vermitteln Werte und beeinflussen Menschen, manchmal sogar unbewusst. Diese Verantwortung sollte man sich immer vor Augen führen und nutzen, wenn man einen positiven Einfluss hinterlassen möchte. Filme und Lieder zu diesen Themen können auf emotionaler Ebene zu gesellschaftlichem Wandel beitragen. Das hat in der Vergangenheit gut funktioniert. Ein kleines Beispiel aus meinen Projekten: Nach jeder Folge von „Club der roten Bänder“ gab es Tausende bis Zehntausende neue Registrierungen bei der DKMS zur Bekämpfung von Blutkrebs.

Welche Maßnahmen können Filmemacher, Studios und Zuschauer ergreifen, um eine nachhaltigere und ethischere Filmindustrie zu unterstützen?

Ich denke, dass Regeln, die die Branche am meisten stören, manchmal die besten sind: klare Regeln mit spezifischen Quoten. Wenn ein Fernsehsender nicht genug Filme mit BIPoC-Schauspielern produziert hat, muss er einen produzieren. Das könnte mit staatlicher Förderung oder Filmzuschüssen geschehen, um weitere positive Anreize zu schaffen. Wir brauchen einen realistischen Querschnitt der Gesellschaft in der Unterhaltung, der nicht hauptsächlich aus weißen Männern und jungen Frauen besteht. Vieles ist internalisiert, wofür wir vielleicht nicht direkt verantwortlich sind, weil wir in einem bestimmten gesellschaftlichen System aufgewachsen sind, aber wir haben trotzdem die Verantwortung, zu reflektieren und es in Zukunft besser zu machen.

Was tust du persönlich, um den Trend zu ändern?

Um ehrlich zu sein, habe ich Schwierigkeiten damit, nicht perfekt zu sein. Ich weiß, dass es unmöglich ist, und wir sollten uns nicht verrückt machen, weil wir das System nicht alleine ändern können. Dennoch finde ich es okay, sich so zu fühlen. Wir fühlen uns so klein angesichts der Krisen in der Welt, aber wir sind es nicht, und wir können trotzdem Teil des Wandels sein. Es gibt Dinge, die funktionieren, wenn wir alle mitmachen. Sei es die kleinen Investoren, die die GameStop-Aktie „zum Mond“ schickten und reiche Hedgefonds-Manager und ihre Kunden erschütterten, oder der Boykott von Starbucks wegen dessen Verwicklung in den Israel/Palästina-Konflikt, der in nur 19 Tagen zu Verlusten von 11 Milliarden Dollar führte. Diese Beispiele zeigen, was viele Menschen gemeinsam erreichen können. Menschen, die im Rampenlicht stehen, sollten die richtigen Bewegungen fördern oder initiieren. Dazu sollte man sich so gut wie möglich über verschiedene Themen informieren. Ich versuche, am Jahresende meinen potenziellen CO₂-Fußabdruck zu berechnen und entsprechend an Organisationen wie Atmosfair zu spenden, um ihn auszugleichen. Es ist ein kleiner Beitrag zu einem großen Problem, aber irgendwo muss man anfangen.

Was die soziale Gerechtigkeit in Filmen betrifft: Für meine eigenen Film- und Serienprojekte, die ich mit Drehbuchautoren entwickle, gehen wir oft wie folgt vor. Wir entwickeln die Charaktere frei ohne Einschränkungen. Am Ende überprüfen wir, wie divers das Ensemble ist. Warum kann der „Chef der Anwaltskanzlei“ nicht eine 65-jährige Frau sein? Warum ist die Freundin des Protagonisten 5-10 Jahre jünger und nicht älter? Warum kann die „rebellische und kämpferische kleine Schwester“ des Protagonisten nicht eine Behinderung wie das Down-Syndrom haben? Warum ist fast kein Serienprotagonist ein Rollstuhlfahrer?

Diese Impulse kommen mir nicht immer früh in der Entwicklungsphase, weil ich offensichtlich auch mit gesellschaftlichen Klischees aufgewachsen bin. Dennoch mache ich es mir zur Aufgabe, alle Charaktere später noch einmal zu überdenken, und das schränkt meine Kreativität nicht ein. Im Gegenteil, es eröffnet völlig neue erzählerische Perspektiven.

 

Um ehrlich zu sein, fällt es mir schwer, nicht perfekt zu sein. Ich weiß, dass es unmöglich ist, und wir sollten uns deswegen nicht verrückt machen, denn wir können das System nicht alleine verändern.

 

CREDITS

Art Direction & Styling: BELVIS SOLER

Photography: JENS WITTWER

Starring: TIMUR BARTELS @ WE ARE EASY ARTISTS

Make Up Artist: KARIM SATTAR

Hair Stylist: ISABEL MARIA SIMONETH

Styling Assistant: SASKIA FRY

 

 

 

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